(*1932 Novara)
Der italienische Designer und Illustrator Enzo Mari studierte von 1952 bis 1956 Literatur und Kunst an der Brera-Akademie in Mailand und bildete sich parallel als Autodidakt in Design aus. Ab 1956 arbeitete Mari als freier Industrie- und Grafikdesigner, zunächst für Danese (Metall-, Marmor- und Kunststoffobjekte) und Driade (Möbel- und Textilentwürfe), dann auch für Gabbianelli, wo er ausgefallene Wandfliesen schuf. 1963 koordinierte Mari die italienische Künstlergruppe «Nuove Tendenze» und nahm an der Biennale in Venedig und an der Triennale in Mailand teil. Seit 1963 unterrichtete Mari an verschiedenen Instituten und Universitäten, darunter an der Scuola Umanitaria in Mailand (1963-66), am Institute of Art in Rom (1970) oder an der Universität von Parma (1972). Von 1976 bis 1979 war Mari Präsident der Associazione per il Disegno Industriale (ADI), heute ist er Vorstandsmitglied des Centro Studi ed Archivio della Communiazione, Parma.
Als Designtheoretiker hat Mari verschiedene Bücher über Ästhetik, die Methoden der Wahrnehmung und des Entwurfs sowie über die Funktion des Künstlers in der modernen Gesellschaft geschrieben (u.a. «Funzione della ricerca estetica»); seine Entwürfe und Forschungsarbeiten wurden weltweit in bedeutende Designsammlungen aufgenommen, etwa ins Museum der Moderne in Stockholm, ins Amsterdamer Stedelijk Museum, ins Institute of Fine Arts in Sydney oder ins Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg.
Mari arbeitete mit verschiedenen Kommunen zusammen und war bei der Erforschung und Projektierung von Straßenmöbeln (u.a. Gestaltung des Piazza del Duomo in Mailand) tätig. Er nahm an Konferenzen und Vortragsreihen im In- und Ausland teil und gab Kurse am Institut für Kunstgeschichte der Universität Parma und an der Architekturfakultät des Polytechnikums in Mailand.
Nachdem Mari während des Studiums mit Entwürfen dreidimensionaler Objekte begonnen hatte, schuf er Anfang der 60er-Jahre seine ersten Spiele und Objekte (bekannt wurde vor allem sein Fabelspiel mit 45 verschiedenen Figuren und Symbolen). Seine berühmtesten Möbelentwürfe sind der Stuhl «SofSof» (1971) mit einem tragenden Gestell aus dünnem Rundstahl und extrem weicher Polsterung (für Driade) und der mit dem Compasso d'Oro ausgezeichnete Stuhl «Delfina» (1974, ebenfalls für Driade), dessen Sitz und Lehne aus Segeltuch bestehen, das durch Reißverschlüsse zusammengehalten wird (auch als Aluminiumversion erhältlich). 1972 schuf Mari für Driade das Bettsofa «Day Night» (mit beweglicher Rückenlehne auf zwei gebogenen Metallstangen), 1974/76 die Gelenkleuchtenserie «Emsta», 1990 die Tische «Ginepro» und «Acanto» sowie den Kleiderständer «Museo» (1991) für Zanotta.
Für Danese entwarf Mari seit Beginn der 60er-Jahre Schirmständer («Celebes», 1962), Kleiderständer («Kerguelen», 1968; «Tricorno», 1980; aus emailliertem Stahl und farbigen Dreispitzköpfen), Stand- und Wandaschenbecher sowie zahlreiche Schreibtischaccessoires, darunter sein berühmter Tischkalender «Timor» (1967), die Sammelmappenbehälter «Lero» (1965; aus ABS), das Ablagesystem «Sumatra» (1976) und die Brieföffner «Benbecula» (1961), «Ameland» (1962) und «Giglio» (1985). Zu seinen letzten Danese-Entwürfen gehört die Box «Flores» (1992), die in mehreren Farben angeboten wurde. Weitere Entwürfe schuf Mari für Anonima Castelli und Gavina. © Königsdorfer Medienhaus, Frechen (René Zey)