(*1870 Pirnitz, †1956 Wien)
Der österreichische Architekt, Designer und Dozent Josef Hoffmann studierte bei Otto Wagner an der Wiener Akademie, wo er zeitweise auch Schüler von Karl von Hasenauer war. Nach seinem Diplom im Jahr 1895 bereiste Hoffmann Italien und arbeitete bis 1899 in Wagners Büro. 1895 gründete er den «Siebener Club», dem Joseph Maria Olbrich und Koloman Moser angehörten. 1897 schlossen sich Hoffmann, Wagner und Moser zur Wiener Secession mit Gustav Klimt als Präsidenten zusammen, um fortan eine reduzierte Formensprache und geometrische Ornamentik (Ornament) zu verfechten. Die erste Ausstellung der Gruppe wurde 1898 von Hoffmann gestaltet, was ihm großes Lob von Adolf Loos einbrachte. 1899 wurde Hoffmann Professor für Architektur an der Wiener Kunstgewerbeschule, wo er bis 1936 lehrte. Im Jahre 1903 gründete er zusammen mit Koloman Moser und Fritz Wärndorfer die Wiener Werkstätten, wo kunstvolle Objekte - Möbel, Keramik, Metallarbeiten, Leder und Glas - für das gehobene Bürgertum produziert wurden. Hoffmann blieb bis 1931 deren künstlerischer Leiter. 1905 trat Hoffmann zusammen mit Gustav Klimt aus der Wiener Secession aus und gründete 1912 den Österreichischen Werkbund, den er bis 1920 leitete. Hoffmanns bedeutendste architektonische Projekte sind die Villa für Koloman Moser (1901-1904), das Sanatorium Purkersdorf (1903-06), das Palais Stoclet in Brüssel (1905-11, für den Bankier Adolphe Stoclet), die Villa Ast in Velden (1924) sowie Privathäuser für den Schriftsteller Richard Beer-Hofmann in Wien und für den Maler Ferdinand Hodler in Genf (1913). Darüber hinaus gestaltete er Ausstellungspavillons in Venedig und Rom und baute das Café Graben in Wien (1912).
Ganz im Sinne seiner Auffassung von der Verschmelzung des Kunsthandwerks und der Architektur zu einem Gesamtkunstwerk entwarf Hoffmann auch Möbel, Tapeten (bei Rasch), Tafelgeschirr (1929 ein Moccaservice für Augarten), Leuchten (für Woka und für die Wiener Werkstätte), Glas (reediert von Bieffeplast), Stoffe (für Bachhausen und Wittmann), Teppiche (reediert von Vorwerk) und Schmuck. Die Firma Alessi ließ 1983 Hoffmanns «Rosenschale» von 1906 nach einer Fotografie von Peter Arnell und Ted Bickford rekonstruieren. Populär wurde sein Esszimmerstuhl «Armlöffel» (1908), der später bei Wittmann in Österreich hergestellt wurde. Durch seine Rechtwinkligkeit, durch die strenge Linienführung und Dominanz des Quadrats hat dieser Stuhl eine Vorläuferrolle für die späteren Bauhausmöbel. Ein populäres Möbel ist auch das Sofa «Kubus» (1910 - ebenfalls Wittmann). Es hat ein Holzgestell und Quadratpolster aus Leder und erweist sich durch seine Schmucklosigkeit als Produkt des Wiener Konstruktivismus. Weitere Hoffmann-Möbel, die Wittmann in der Kollektion «Recreation Josef Hoffmann» anbot, sind die Sitzgruppen «Haus Koller» (1911) und «Villa Gallia» (1913), der Armlehnsessel «Palais Stoclet» (1905) und die Stühle «Purkersdorf» (1903), «Villa Ast» (1910), «Biach Interieur» (1905; aus Bugholz) und «Fledermaus». Darüber hinaus reedierte Wittmann verschiedene Holztische, die Hoffmann zwischen 1901 und 1907 entworfen hat. © Königsdorfer Medienhaus, Frechen (René Zey)